Paul Goesch - NEU ENTDECKT !

Bei der Einrichtung der Webseite adressierten wir – damals noch unter „Vermisste Arbeiten“ – diese folgende Bitte an das große weite Publikum:

„Sollten Sie in der Tat einen Fund [den Fund eines Werkes von Paul Goesch] in Ihrer Sammlung machen können, dann wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie ihn uns für das Paul Goesch-Archiv melden würden. Wenn Sie mögen, können Sie auch gerne angeben, ob Sie bereit sind, die betreffende Arbeit für Ausstellungen auszuleihen. In jedem Fall würden Sie mit Ihrer Mitteilung einen sehr freundlichen Beitrag zur Rekonstruktion von Goeschs Werk leisten.“

Nun, im Sommer 2012, können wir mitteilen, was eigentlich völlig überraschend - und wunderschön! - ist: Seitdem wir die zitierten Sätze veröffentlichten, sind schon viele – insgesamt sind es Hunderte! – Arbeiten Paul Goeschs neu aufgetaucht. Ihre Entdeckung ist zwar nicht immer eine genaue Folge unserer Bitte, doch für das Ziel, Goeschs Gesamtwerk ‚auszugraben’, ist es wesentlich, dass wir überhaupt Kenntnis von ihnen bekommen konnten. Ist es doch auch so, dass auf der anderen Seite, im Bereich der vermissten Arbeiten, seit 2005 ebenfalls einige Vorgänge zu verzeichnen sind und dass diese ebenfalls Hunderte von Arbeiten betreffen. (Näheres wird bei „Vermisste Arbeiten“ angegeben werden.) ‚Vermisst’ und ‚neu entdeckt’, beides gibt es. Umso dankenswerter ist es, wenn Besitzer von Goesch-Arbeiten uns ihren Besitz vermelden und auch Abbildungen mitschicken! Glückliche neue Verbindungen – wie zum Beispiel eine Mitgliedschaft im Freundeskreis – können sich außerdem daraus entwickeln, und sind effektiv auch bereits entstanden...

In Absprache mit den Besitzern über die je geeignete Weise will ich beginnen, hier an dieser Stelle die neuen Entdeckungen etwas vorzustellen.

Auf alle Fälle ist schon Goeschs ‚Tänzerin’ zu nennen, die als ein Teil seiner Ausmalung der Halle in Dresden-Laubegast im Oktober letzten Jahres freigelegt werden konnte und die zur Zeit in restauratorischer Pflege ist. (Näheres dazu findet sich insbesondere auf der Startseite, dort auch die Abbildung dieses außergewöhnlichen Jugendwerks.)

Stefanie Poley, 8. August 2012

Die lächelnde, unbekleidete Tänzerin, wohl zweite Hälfte 1908

Sie stellt eine Partie von Goeschs (auch aktuell zum Teil noch übertünchter) Ausmalung der Halle in Dresden-Laubegast dar. Auf dem Photo ist sie noch in situ, vor der Abnahme von der Wand, zu sehen.
Bei Stichproben im Jahr 2011 war sie unter der alten Übertünchung von den Diplom-Restauratoren Torsten Nimoth, "Landesamt für Denkmalpflege Sachsen", Dresden, und Martin Fliedner, Chemnitz, entdeckt worden. Dann ganz freigelegt und photographiert von Martin Fliedner im Oktober jenes Jahres.

Als sogenannte Wandabnahme ist die Tänzerin aus der von Einsturz gefährdeten Halle herausgenommen (also vorsichtshalber gerettet...) worden und ist von der Eigentümerin der Halle, Frau Ximena León Pellegrin, am 1. September 2013 der "Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft", Dresden, als Schenkung übergeben worden. Sie wird seitdem in der "Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein" im dortigen Veranstaltungsraum öffentlich ausgestellt.

Vorarbeiten für eine Publikation mit Aufsätzen von Autoren verschiedener Fachrichtungen - Denkmalpflege und Restaurierung, Kunst- und Kulturgeschichte, von Mitgliedern des FPG wie von Nichtmitgliedern - über Goesch und spezifisch zur Tänzerin sind bereits in beträchtlichem Umfang geleistet worden. Es ist nur eine Frage der Finanzierung und von noch etwas Zeit, dass der Band erscheinen kann.

Stefanie Poley, im September 2015

 

Zweiflügeliges, geschlossenes Tor mit prächtiger Umrahmung in einer Wand

Diese Abbildung einer Federzeichnung Goeschs fand sich in Sterenbergs Buchpublikation über den "Arbeitsrat für Kunst", 1987. Titel, Entstehungsjahr und Maße sowie ihr Verbleib sind unbekannt. Unten links befindet sich das "G", die zurückhaltend knappe Signatur-Variante, die Goesch eine Zeitlang bevorzugt hat - ähnlich wie schon zuvor Kandinsky mit "K" signierte, wobei jener den Buchstaben in ein Dreieck einschrieb.

Die stehende weibliche Aktfigur und die lässig über dem Tor lagernde - zwei "Hüterinnen" des Zugangs zu welchem Raum?

Im oberen Teil öffnet sich das Tor mit Türmchen, Arkaden und zwei frei stehenden Stelen. So wirkt das Tor wie ein eigenständiges Gebäude - ein Bildmotiv, das der Künstler mehrfach variiert hat, in schwarz-weißen Zeichnungen wie der hier abgebildeten und auch in farbigen Gouachen.

Wohl 1919 geschaffen.

Der Fund dieser Abbildung in der Literatur verdankt sich Dr. Werner Wagner, FPG-Mitglied.

Stefanie Poley, im September 2015

 

"Altar"

Paul Goesch hat den »Altar« vermutlich im Zeitraum von Weihnachten 1920 bis Anfang Januar 1921 gemalt.
Stefanie Poley, 18.12.2008

 

"Kopf", 1922

Gouache auf ehemals gefaltetem Papier
Privatbesitz Deutschland
(Photo: Uli Kreifels)

Der Kopf eines Mannes, der besorgt in Gedanken versunken ist und dessen Blick etwas erfasst, was nicht dargestellt ist. Der Mann hat Teil am natürlichen Leben der Menschen - worauf sein grünes, 'natürliches' Hemd hinweist. Gleichzeitig umrahmen ihn die vier hellen gelben, aufrecht gestellten Rechtecke wie Zeichen eines Hoffnung machenden, wachen, 'geistigen' Lichtes.
Herrn Peter Werner, FPG-Mitglied, ist der Fund dieser Arbeit zu verdanken.


Stefanie Poley, im September 2015